Waffen und ihre Wirkung

Aus Schäfer SAC
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Neben der Artillerie trug die Kavallerie in den bisherigen Kriegen zur Entscheidung einer Schlacht bei. Doch in den 4 Jahren des Großen Krieges änderte sich dies gravierend. Zwar behielt die Artillerie ihre Bedeutung, doch es kamen ganz neue Waffen auf. Kriegsführung wurde geradezu technisch revolutioniert. Doch viele Befehlshaber waren noch im althergebrachten Denken festgefahren. Sie konnten sich auf die neue Situation erst nach dem Tod von Hunderten und Tausenden von Soldaten langsam einstellen. Nur wenige Offiziere erkannten die Chancen und Möglichkeiten der neuen Waffen.

Die auf den französischen Kriegsdenkmälern dargestellte Todesarten sind meist ein Herzschuss. Damit ist der Soldat schnell und sicher tot. Viele Hinterbliebene hoffen, dass ihr Sohn/Mann/Vater so gestorben ist. Ein Herzschuss war beim Sterben der Soldaten im Ersten Weltkrieg jedoch die absolute Ausnahme. Meist sind die Soldaten auf andere Art und Weise gestorben, oft qualvoll. Daher sei hier auch auf die Wirkung der Waffen eingegangen.

Herkömmliche Waffen

Geschütze

Der Große Krieg brachte auf deutscher Seite Geschütze der Superlative hervor:

Die Dicke Bertha

Die Dicke Bertha war ein 42-cm-Mörser, den es in zwei Varianten gab:

  • Das 42,6 t schwere M-Gerät auf Räderlaffete. Bis 1913 waren 2 Stück gebaut, bis 1918 wurden 10 weitere fertiggestellt. - Es verschoss eine schwere Granate von 810 kg bis auf 9,3 km. 1917 wurde eine leichte Granate von 400 kg eingeführt, womit 12,2 km möglich waren.
  • Das 150 t schwere G-Gerät (Eisenbahngeschütz). Bis 1912 waren 5 Stück gebaut, bis 1918 wurden 10 weitere fertiggestellt, zuzüglich 18 Ersatzrohre. - Es verschoss eine leichte Granate von 960 km auf 14,1 km und eine schwere Granate von 1.160 kg auf 12,5 km.

Alte belgische und französische Befestigungsanalgen konnten der Wucht dieser Granaten nicht standhalten. Als am 15.8.1914 die Dicke Bertha Fort Loncin beschoss, traf es die Munitionskammer. Das Fort explodierte. 350 belgische Soldaten starben dabei.

Das M- und G-Gerät wurde immer wieder gegen Bunkeranlagen eingesetzt. Gegen moderne Bauten aus Stahlbeton konnte diese Waffe nur geringen Schaden anrichten. So wurde die Dicke Bertha auch gegen Verdun eingesetzt.

Das Paris-Geschütz

Als die militärische Führung in Deutschland den Stellungskrieg als bittere Tatsache akzeptieren musste, war klar, dass man mit Truppen Paris nicht erreichen würde. Daher gab es Überlegungen, Paris mit Waffen zu erreichen. Die Überlegungen mündeten dabei in ein Geschütz, das eine größtmögliche Reichweite aufweisen sollte. Der Artillerie-Konstrukteur Dr. Ing. (Major) Fritz Rausenberger von der Firma Krupp, welcher bereits die „Dicke Bertha“ entworfen hatte, machte sich umgehend an die Arbeit. Heraus kam das Paris-Geschütz.

Die Konstruktion bestand aus einem 17 m langen (Mantel-)Rohr mit 38 cm Innendurchmesser, in das ein 30 m langes gezogenes 21-cm-Rohr (Seelenrohr) eingesetzt wurde. Insgesamt hatte es eine Rohrlänge von 37 m. Die verschossenen 21-cm-Sprenggranaten wogen 106 kg. Die Mündungsgeschwindigkeit betrug 1.645 m/sec. Damit konnten die Granaten bis in den oberen Teil der Stratosphäre in bis zu 40 km Höhe geschossen werden. Durch die dünnere Luft in diesen Höhen konnten gewaltige Reichweiten von bis zu 130 km erzielt werden. Erst die V2 des Zweiten Weltkriegs überbot diese Höhe. Das Geschoss hatte eine Flugzeit von rund 3 min, weswegen auch die Drehung der Erde mit entsprechendem Vorhalt mit zu berücksichtigen war.

Das Paris-Geschütz besaß eine Gesamtmasse von 140 t und wurde per Eisenbahn transportiert. Es war jedoch kein Eisenbahngeschütz, da es von einem drehbaren Schießgerüst aus Beton oder Stahl schoss.

Am 20.11.1917 war das erste Paris-Geschütz fertiggestellt. Bis zur Frühjahrsoffensive am 23.3.1918 zwei weitere. Um die französische Schallmessortung zu erschweren, schossen abgestimmt gleichzeitig mit einem der Paris-Geschütze jeweils etwa 30 andere schwere deutsche Batterien aus benachbarten Stellungen. Geschossen wurde auch meist nur am Tage, da allein das riesige Mündungsfeuer nachts die Stellung verraten hätte.

Durch die enorme Abschussenergie der Treibladung mit einer Temperatur von 2.000 °C und einem Gasdruck bis zu 4.800 bar wurde das Geschützrohr beim Schießen regelrecht ausgezehrt. Bei jedem Schuss vergrößerte sich das Kaliber etwas, was mittels nummerierter Granaten mit entsprechend steigendem Durchmesser und einer ständigen Steigerung der Treibladung ausgeglichen werden musste. Die Nutzungsdauer eines Rohres aus der 1. Stellung betrug etwa 65 Schuss.

Es wurden 3 Paris-Geschütze ferstiggestellt und ausschließlich zum Beschuss von Paris eingesetzt. Am 25.3.1918 explodierte eines dieser Geschütze bereits in der 1. Stellung. 17 Soldaten starben dabei. Die beiden anderen Geschütze feuerten bis zum 8.8.1918 insgesamt etwa 400 Geschosse ab. Davon landeten etwa 180 in der Altstadt, die übrigen in den Außenbezirken.

In Paris wurden 256 Zivilisten getötet und 620 verwundet. Hiervon gab es bei einem Treffer auf die die Pfarrkirche Saint-Gervais-Saint-Protais während des Karfreitags-Gottesdienstes am 29.3.1918 gab es 88 Tote und 68 Verwundete.

Die Wirkung einer Geschützgranate, einer Bombe oder einer Handgranate ähneln sich. Daher sind sie hier summarisch zusammengefasst.
  • Zerrrissen durch eine Granate / Bombe / Handgranate

Wer durch eine Granate zerrissen wurde, hatte einen schnellen und schmerzlosen Tod. Schlug eine großkalibrige Granate direkt neben ihm ein, so blieb von diesem Soldaten kaum mehr was übrig. Seine Körperteile wurden durch die Explosionskraft bis weit über 100 m verstreut.

  • Zerrissene Lunge

Befand man sich vor dem Splittern in Deckung, so konnten große Granaten und Bomben durch die Druckwelle dazu führen, dass die Lunge zerrissen wurde. Diese Explosionsverletzungen können sofort oder verzögert tödlich sein. Äußerlich ist dabei keine Verletzung festzustellen. Typische Verletzungen sind: Zerreißungen innerer Organe, insbesondere der Lunge, Luftembolien, Pneumothorax und Schädelhirntraumata.

  • Verletzt durch eine Granate / Bombe / Handgranate

Schlug die Granate nicht in unmittelbarer Nähe des Soldaten ein, so wurde er zwar nicht sofort getötet, aber von den Splittern der Granate tödlich getroffen. Große Splitter konnten Arme und Beine abtrennen. Meist verblutete der Soldat – je nach Schwere der Verwundung - binnen Minuten bis Stunden an innerer oder äußerer Blutung.

  • Verschüttet durch eine Granate / Bombe

Großkalibrige Geschütze wurden meist gegen befestige Anlagen (Bunker, Unterstände, ...) eingesetzt. Hierbei konnte es passieren, dass der Eingang durch einen Volltreffer einer großkalibrigen Granate verschüttet wurde. Die eingeschlossenen Soldaten konnten sich aus eigener Kraft nicht befreien. Die anderen Soldaten hatten zu kämpfen oder bei Dauerfeuer in Deckung zu bleiben. Der Tod trat dann durch Ersticken ein.[Anm. 1]

Neue Waffen

Maschinengewehr

Die ersten Maschinengewehre, noch auf Lafetten für leichte Geschütze montiert, gab es bereits in der 2. Hälfte des 19. Jh. Im Jahr 1865 wurde bereits ein Maschinengewehr mit 200 Schuss pro Minute patentiert.

Auf deutscher Seite standen bei Kriegsbeginn 4.919 die seit 1908 gebauten wassergekühlte Maschinengewehre auf Lafetten zur Verfügung, insbesondere das MG 08, das 1915 für den beweglichen Einsatz weiterentwickelt wurde und ab Sommer 1917 als MG 08/15 an die Truppe ausgeliefert wurde, bis Kriegsende fast 130.000 Stück. Beide hatten eine Schussfolge von 400-450 Schuss pro Minute.

Gas

Gaseinsätze zeigen deutlich, worum es im Großen Krieg ging, um die Tötung von gegnerischen Soldaten ohne selbst Verluste hinnehmen zu müssen. Man versprach sich sogar Bewegung in den festgefahrenen Stellungskrieg, weil in den gegnerischen Stiellungen nur Tote erwartet wurden.

Chlorgas

Senfgas

Flammenwerfer

Sprengungen

Tunnelbauer

Sprengpanzer (Goliath)

Hunde

Es wurden Hunde darauf abgerichtet, brav nach dem geworfenen Stock zu laufen. Diesen Hunden wurde im Fronteinsatz eine Sprengladung auf den Rücken gebunden und der Stock zu den feindlichen Linien geworfen. So rannte der Hund zu den feindlichen Schützengräben. Dort an angekommen zündete man per Draht die Sprengladung.

Luftwaffe

Flugzeuge

Zeppeline

Panzer

Wenn auch die Panzer des Großen Krieges noch ihre großen Mängel hatten, so zeigten sie doch, dass mit dieser Waffe der Stellungskrieg der Vergangenheit angehörte. Mit Panzern konnte man Schützengräben überrollen, ohne die eigenen Soldaten zu gefährden. Panzerbrechende Waffen (z.B. mit Hohlladungen) gab es noch nicht. Nur Geschütze konnten ihnen was anhaben, aber dazu mussten sie erst mal diese beweglichen Festungen treffen.

Anhang

Anmerkungen

  1. Mein Großvater wurde im großen Krieg in einem Bunker verschüttet, aber wieder befreit. Von diesem Ereignis blieb er ein Leben lang traumatisiert. Folge: Seine Frau ging nachts auf die Toilette. Er wurde wach, war allein, bekam Panik, hörte die Schritte seiner zurückkehrenden Frau, ging im Dunkeln auf sie zu und würgte sie. Seine Frau war jedoch groß und kräftig und konnte sich dadurch retten.

Einzelnachweise