TG/Erklärung der Stationen

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Variationen der TG Erklärung der Stationen Weitere Stationen Einladung

Diese Stationen sind fester Bestandteil der Trost-Weihnacht, wie sie seit 2009 in Karlsruhe gefeiert wird. Es sind die Stationen, die von verwaisten Müttern in der Online-Befragung als trostreich genannt wurden und die sich in der Praxis bewährt haben.

Namen des Verstorbenen

Es gibt zahlreiche Gründe, um die Namen der Verstorbenen vorzulesen:
Trauernde hören gerne den Namen des Verstorbenen,
- weil damit an ihn gedacht wird.
- weil der Verstorbene damit nicht vergessen ist.
- weil das während der Schwangerschaft verstorbene Kind als Mensch anerkannt wird.
- weil damit auch das Recht auf Trauer damit ausgedrückt wird.
Daher sind die Trauernde eingeladen, beim Betreten der Kirche den Namen des bzw. der Verstorbenen zu nennen. Diese werden aufgeschrieben.
Gleich nach der Begrüßung werden sie vorgelesen. Dies sollte von 2 bis 4 Personen in ruhiger Weise geschehen. Es sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass jedem einzelnen Verstorbenen gedacht wird.

Mit 2 Lektoren Mit 3 Lektoren
bis ca. 50 Verstorbene mit mehr als 50 Verstorbene
Die Schritte für einen ruhigen Ablauf im Einzelnen:
  • Lektor 1 nimmt die Glaskerze mit dem Namen des Verstorbenen,
    • er liest den Namen vor,
    • er entzündet die Glaskerze an der Osterkerze,
    • er stellt die Glaskerze vor dem Altar ab.
  • Lektor 2 nimmt die Glaskerze mit dem Namen des Verstorbenen,
    • er liest den Namen vor,
    • er entzündet die Glaskerze an der Osterkerze,
    • er stellt die Glaskerze vor dem Altar ab.
  • Lektor 1 nimmt die Glaskerze mit dem Namen des Verstorbenen,
  • ...
Die Schritte für einen ruhigen Ablauf im Einzelnen:
  • Lektor 1 nimmt die Glaskerze mit dem Namen des Verstorbenen,
    • er liest den Namen vor,
    • er entzündet die Glaskerze an der Osterkerze.
  • Lektor 2 nimmt die Glaskerze mit dem Namen des Verstorbenen, während Lektor 1 die Glaskerze vor dem Altar abstellt,
    • er liest den Namen vor,
    • er entzündet die Glaskerze an der Osterkerze.
  • Lektor 3 nimmt die Glaskerze mit dem Namen des Verstorbenen, während Lektor 2 die Glaskerze vor dem Altar abstellt,
    • er liest den Namen vor,
    • er entzündet die Glaskerze an der Osterkerze.
  • Lektor 1 nimmt die Glaskerze mit dem Namen des Verstorbenen, während Lektor 3 die Glaskerze vor dem Altar abstellt,
    • er liest den Namen vor,
    • er entzündet die Glaskerze an der Osterkerze.
  • ...
Hierbei wird mit dem Vorlesen des nächsten Namen gewartet, bis das Operflicht vor dem Altar abgestellt ist. Hierbei wird mit dem Vorlesen des nächsten Namens gewartet, bis das Opferlicht an der Osterkerze angezündet ist.

Es ist wichtig, dass für alle Namen die gleiche Zeitspanne (bis zum Anzünden des Opferlichtes an der Osterkerze bzw. zum Abstellen vor dem Altar erfolgt ist) abgewartet wird.
Dieses Prozedere sollte ohne Hektik in Würde erfolgen. - Rückmeldungen mit bis zu 36 Verstorbenen bei 2 Lektoren sagten klar, dass sie auch 50 und 60 Namen abgewartet hätten ohne ungeduldig geworden zu sein, denn es tut den Hinterbliebenen einfach gut, den eigenen Verstorbenen mit einer kurzen Zeit zu würdigen. Diese Zeit, die man für den eigenen Verstorbenen erhielt, gibt man bereitwillig jedem anderen Trauernden für dessen Verstorbenen.
Durch das Nennen des Namen und Abstellen des brennenden Opferlichtes vor dem Altar wird jeder Verstorbene zeichenhaft gegenwärtig. Am Ende kann man noch ein Teelicht oder besondere Kerze für die ungenannten Verstorbenen anzünden und vor dem Altar abstellen.
Beim Verbrennen der Briefe kann dann auch die Namensliste mit verbrannt werden.

Brief an Gott

"WARUM?" - Diese Frage stellen sich oft Trauernde.
Trauernde haben neben Fragen auch Bitten an Gott.
Trauernde haben mitunter auch ganz persönliche Anliegen an Gott - z.B. nach einem Schwangerschaftsabbruch die Bitte um Verzeihung.
Bei dieser Station können die Trauernden ihre Anliegen an Gott schreiben.
Wichtig: Die Trauernde müssen bereits beim Vorstellen der Station gesagt bekommen, dass diese Briefe im Anschluss an die Trost-Weihnacht ungelesen verbrannt werden. Nur so sind Trauernde bereit, auch sehr Persönliches in den Brief zu schreiben.

Brief an den Verstorbenen

Es gibt zahlreiche Situationen und Gründe, wo Trauernde dem Verstorbenen noch gerne etwas gesagt hätten:

  • Der Verstorbene starb plötzlich (z.B. Unfall).
  • Der Verstorbene starb durch Suizid.
  • Der Verstorbene starb nach einem Streit.
  • Die Frau entschied sich für einen Schwangerschaftsabbruch.
  • Der Trauernde will dem Verstorbenen Dank sagen.
  • Der Trauernde will den Verstorbenen um Vergebung bitten.
  • Der Trauernde will einfach nur dem Verstorbenen wiederholen, wie sehr er den Verstorbenen liebt und vermisst.

Diese und alle andere Themen können Trauernde in einem persönlichen Brief an den Verstorbenen niederschreiben.
Wichtig: Die Trauernde müssen bereits beim Vorstellen der Station gesagt bekommen, dass diese Briefe im Anschluss an die Trost-Weihnacht ungelesen verbrannt werden. Nur so sind Trauernde bereit, auch sehr Persönliches in den Brief zu schreiben.

Vor den Opferlichtern

Gleich nach der Begrüßung wurde für jeden namentlich vorgelesenen Verstorbenen ein Opferlicht an der Osterkerze angezündet und vor dem Altara abgestellt. Damit ist jeder Verstorbene zeichenhaft in diesem Gottesdienst anwesend.
Die Trauernden können dem Verstorbenen nahe sein, indem sie sich vor den Opferlichtern stellen. Dies kann bei ihnen ähnlich wirken, wie ein Grabbesuch. Für Trauernde, die das Grab nicht am Ort haben, kann diese Station sehr wichtig werden.

Belastendes abwaschen

Echte Schuld und irreale Schuldgefühle (wo zwar das Gefühl der Schuld vorhanden ist, aber keine Schuld vorliegt - so haben z.B. rund 2/3 der Frauen, deren Kind auf natürliche Weise während der Schwangerschaft verstorben ist, Schuldgefühle, obwohl hier objektiv keine Schuld vorliegt) können Trauernden das Leben schwer machen. Manchmal ist einfach nur so ein Gefühl von Schuld da, ohne dass man es näher benennen kann.
Bei dieser Station werden diesen Trauernden die Hände gewaschen. Es ist sinnvoll, dass eine der beiden Helfer dieser Station dem Trauernden die Hände wäscht und der andere dazu nur das Wasser übergießt und anschließend dem Trauernden die Hände abtrocknet. Es kommt darauf an, dass der Trauernde nicht handeln muss, sondern dass an ihm gehandelt wird. Das Belastende wird ihm zeichenhaft abgewaschen.

Ungeweinte Tränen weinen

Trauernde konnten nicht immer ihre Tränen weinen. Gründe hierfür sind:

  • Sie hatten nach dem Tod ihres Lieben zu funktionieren.
  • Ihre Trauer wurde nicht lange genug geduldet. (z.B. "Was, Du trauerst noch?")
  • Ihre Trauer wurde nicht anerkannt (z.B. nach Schwangerschaftsabbruch).
  • Es sind kleine Kinder da, vor denen man nicht ständig weinen wollte.

Diese und weitere Gründe verhindern das Weinen. Dabei sagt der Volksmund: "Um einen geliebten Menschen muss man 1.000 Tränen weinen, egal wann." An dieser Station können die Trauernden stellvertretend die ungeweinten Tränen weinen.

Pieta

Die Pietà (ital.Frömmigkeit, Mitleid, dt. Vesperbild) ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias als Mater Dolorosa (lat. schmerzensreiche Mutter, Schmerzensmutter) mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus. Hier trauert einen Mutter um ihren verstorbenen Sohn, um einen geliebten Menschen. Hier weiß jemand, wie man sich fühlt, wenn man um einen geliebten Menschen trauert. Hier ist jemand, der Trauernde aus der eigenen Erfahrung heraus versteht.
Trauernde stehen daher häufig von einer Darstellung der Pieta, weil sie sich mit der Mutter Jesu solidarisch fühlen. Sie wissen sich von ihr verstanden.

Leid anderer Menschen

Wen Leid trifft, meint oft, dass es nur ihn getroffen hat. Häufig sieht er nur sein eigenes Leid, aber nicht das Leid anderer Menschen.
Die Blätter mit dem Leid anderer Menschen zeigen auf, dass Leid auch berühmte Menschen getroffen hat. Martin Luther, Helmut Schmidt, Paul Gerhard, Gustav Mahler, Picasso, u.a.m.). Sie können anhand der ausgelegten Blätter die Leidensgeschichte anderer Menschen nachlesen. Blätter, von denen sie sich angesprochen fühlen, dürfen sie mitnehmen.
Trost geschieht auch in dem Erkennen, dass man in seinem Leid nicht alleine ist. Dass auch andere Menschen Leid erfahren haben, mitunter schwereres Los erfahren haben.

Halt finden

Beim Tod eines geliebten Menschen haben die Trauernden oft den Eindruck, dass ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Sie fühlen sich im freien Fall, der kein Ende nehmen will. Sie suchen nach Halt und wollen gehalten werden.
Aus Umfragen unter verwaisten Müttern, deren Kind während der Schwangerschaft gestorben ist, weiß man, dass in den ersten Tagen nach dem Tod des Kindes das Umarmt werden am meisten tröstet, mehr als jede andere Handlung, mehr als jedes gesprochene Wort.
Trauernde haben in dieser Station die Möglichkeit, sich umarmen lassen. Sie können hier Halt finden und gehalten werden. Sie können ihrem Gefühl des freien Falls damit etwas Wirksames entgegen setzen.
Hinweis 1: Eine Frau (ca. Mitte 60) kam unmittelbar nach Ende der Vorstellung der Stationen auf mich zu und sagte: "Seit dem Tod meiner Tochter vor 3 Jahren hat mich niemand mehr in den Arm genommen." Wir umarmten uns lange und intensiv.
Hinweis 2: Antworten aus Umfragen unter verwaisten Müttern, deren Kind während der Schwangerschaft gestorben ist, zeigen, dass Frauen sich zwar am liebsten von ihren Ehemännern und von nahestehenden Frauen umarmen lassen. Halt und Kraft spüren sie jedoch vornehmlich aus den Umarmungen mit Männern. Es ist daher überlegenswert, diese Station mit einem Mann zu besetzen.
Hinweis 3: Diese Station sollte an einen Platz in der Kirche sein, der nicht gut einsehbar ist. Trauernde wollen nicht "auf dem Präsentierteller" eines Chorraumes vor den Augen anderer Trauernden umarmt werden, sondern an einem geschützten Ort, an dem die Privatsphäre weitestgehend gewahrt ist.

Segen empfangen

Trauernde fragen sich zuweilen, ob Gott sie straft. Sie haben den Eindruck, als hätte Gott den Segen von ihnen genommen. Sie fühlen sich von Gott verlassen oder gar verstoßen. Dies gilt insbesondere, wenn es ein plötzlicher Tod oder ein Unfall war. Gott verlässt uns Menschen nicht. Es ist unser menschliches Gefühl, dass wir uns im Leid von Gott verlassen fühlen.
Um diesem Gefühl etwas Wirksames entgegen zu setzen, gibt es die Station "Segen empfangen". Jedem Trauernden, der diese Station aufsucht, wird persönlich Segen zugesprochen. Hinweis: Diese Station sollte an einen Platz in der Kirche sein, der nicht gut einsehbar ist. Trauernde wollen nicht "auf dem Präsentierteller" eines Chorraumes vor den Augen anderer Trauernden den Segen zugesprochen bekommen, sondern an einem geschützten Ort, an dem die Privatsphäre weitestgehend gewahrt ist.

Vor der Krippe

Wie die Hirten zur Krippe gehen, so sind die Trauernde eingeladen, zur Krippe zu gehen.
Wie der Hirtenjunge aus der vorgelesenen Weihnachtsgeschichte seinen zerbrochen Krug von Jesus wieder ganz zurück bekam, so können vor der Krippe die Trauernden den Scherbenhaufen ihres Lebens von Gott ganz werden lassen.
Jesus will als Heiland - als der Heilende - die Zerbrochenheiten unseres Lebens heilen. Er will uns heil machen.

Werkstatt

Wenn unser "Heiligs Blechle" nicht so tut, wie wir es von ihm erwarten, bringen wir es in die Werkstatt, stellen den Motor ab und der Mechaniker repariert das Auto. So sind die Trauernden eingeladen, einfach in den Kirchenbänken zu sitzen, der meditativen Musik zuzuhören, innerlich ruhig zu werden und Gott an sich wirken zu lassen. Möge sich Gott den Trauernden als der "Mechaniker ihrer Seele" erweisen und das in Ordnung bringen, was durch den Tod dieses geliebten Sohnes in Unordnung geraten ist. Dies betrifft nicht nur den Trost, sondern vieles andere mehr:

  • Reale Schuld und irreale Schuldgefühle können genommen werden.
  • Durch den Tod des geliebten Menschen ausgelöste Süchte (Alkohol, Drogen, ...) können genommen werden.
  • Durch den Tod des geliebten Menschen bewusst ungesunde Lebensweisen (insbesondere Frauen nach Schwangerschaftsabbruch legen sich dies bewusst zu) können genommen werden.
  • Verloren gegangener Lebensmut kann zurückkommen.
  • Verloren gegangene Lebensfreude kann wieder neu aufblühen.

Jesus will als Heiland unseres Lebens, dass wie alle heil werden. Dies soll in dieser Station erfahren werden. Hinweis: Es gibt auch Trauernde, die mit dem Angebot der Stationen nichts anfangen können, denen das viel zu fremd ist, die einfach in der Kirchenbank sitzen bleiben wollen. Sie müssen sich nicht rechtfertigen, warum sie nicht aufstehen. Sie haben - zumindest nach außen hin - auch eine Station, die sie aufsuchen. Wenn es auch nur diese einzige Station ist. - Wer will sagen, dass bei allem sich gegen diese Stationen sich wehrend auf diese Weise nicht doch noch Heil an diesen Trauernden geschieht?

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise