Der große Krieg

Aus Schäfer SAC
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Seit Sommer 2014 wird in Deutschland in verschiedenen Kreisen des Zweiten Weltkrieg gedacht. In Frankreich heißt er heute noch „grande guerre“, in England der „great war“. So hoch war der Blutzoll, den man in diesem Krieg gezahlt hat.

Europa war zwar der Hauptkriegsschauplatz, aber die Soldaten kamen aus allen Kontinenten. Etwa 40 Nationen wurden direkt oder indirekt in diesen Großen Krieg hineingezogen. Der Krieg wurde auch in den Kolonien geführt. - Das Deutsche Reich verlor durch den Großen Krieg alle seine Kolonien. und etwa 13% des einstigen Gebietes.[1]

Im Januar 2008 starb in Köln der letzte deutsche Kriegsteilnehmer. Der pensionierte Richter Erich Kästner starb im Alter von 107 Jahren. - Im Jahr 2011 starb der letzte Veteran des Großen Krieges. Der Brite Claude Stanley Choules starb im Alter von 110 Jahren.[1]

Der große Krieg in Zahlen

In den Jahren 1914 bis 1918 standen mehr als 60 Mio. Männer unter Waffen.[2]

Mittelmächte Entente und Alliierte
Bei den Mittelmächten standen insgesamt 24,4 Mio. Soldaten unter Waffen: Im Deutschen Reich waren es 13,2 Mio., in Österreich-Ungarn 9,0 Mio., im Osmanischen Reich 1,6 Mio. und in Bulgarien 600.000. Bei der Entente standen insgesamt 38,6 Mio. Soldaten unter Waffen, wobei die Kolonien nicht berücksichtigt sind: In Frankreich waren es 8,1 Mio., in Großbritannien 6,1 Mio., in Russland 15,8 Mio. und bei den Italien 4,3 Mio. und den USA 2,1 Mio.
In dem großen Krieg verloren knapp 9 Mio. Soldaten ihr Leben.
Die Mittelmächte trauern um insgesamt 3,55 Mio. tote Soldaten: Das Deutsche Reich um 2,04 Mio., Österreich-Ungarn um 1,46 Mio., Osmanische Reich um 325.000, Bulgarien um 88.000 Soldaten. Die Entente trauern um insgesamt 5,3 Mio. tote Soldaten: Russland um 1,8 Mio., Frankreich um 1,33 Mio., Großbritannien um 750.000, Italien um 460.000, die USA um 117.000 (viele von ihnen wurden Opfer der Spanischen Grippe), in den französischen und britischen Kolonien starben 258.000 Soldaten.

Gemessen an seiner Bevölkerung verlor Serbien mehr als jede andere Nation. 1,1 Mio. Tote ist die traurige Bilanz, das sind etwa 24% der einstigen Bevölkerung.[1]

Die Tragik von Elsass-Lothringen

Seit 1871 gehörte Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich. Kurz vor der Kriegserklärung am 1.8.1914, und damit die Landesgrenzen geschlossen werden, flüchten Tausende Elsässer und Lothringer auf die französische Seite. Damit kämpfen sie für Frankreich. Die in ihrer Heimat geblieben sind, wurden in die deutsche Armee eingezogen. So kam es vor, dass Familien auseinandergerissen wurden und hernach gegeneinander zu kämpfen hatten. Väter und Söhne wie auch Brüder wurden dadurch zu Feinden, die aufeinander schossen.

So kämpfte Pierre Gross aus Kalhausen in Lothringen in der französischen Armee, seine Brüder Jacques und Aloyse in der deutschen Armee. Für sie wurde der Große Krieg zum Bruderkrieg. Pierre Gross starb 1915 bei Arras in einem Schützengraben in französischer Uniform durch deutsche Bomben.[3]

Aber der Große Krieg tobte auch im Elsass. Der Kampf um den Hartmannswillerkopf, eine 956 m hohe Bergkuppe, entbrannte am 31.12.1914. Die schwersten Kämpfe fanden statt am 19./20.1., 26.3., 25/26.4. und 21./22.12.1915 statt. Insgesamt starben am Hartmannswillerkopf etwa 30.000 Soldaten. - Heute gehört die Gedenkstätte zu den meistbesuchtesten Tourismuszielen im Elsass.[3] - Wegen der hohen Zahl der Toten wurde diese Bergkuppe bald als „Menschenfresserberg“ bezeichnet.[4]

Dieser Bruderkrieg, dieses Zerrissen-Sein zwischen zwei Fronten, traf Elsass-Lothringen sehr hart. So ist es nicht verwunderlich, dass in Straßburg auf dem Place de la Republique ein von Léon-Ernest Drivier geschaffenes Kriegerdenkmal dies ausdrückt: Eine Mutter trauert um ihre beiden Söhne, beide nackt, ohne Uniform, der eine rechts, der andere links von der Mutter, reichen sie sich sterbend die Hände.[3]

Nach dem Großen Krieg kam Elsass-Lothringen wieder zu Frankreich. Wurden die Menschen in den Jahren nach 1871 als „Franzosen“ beschimpft, so waren sie nun die „Deutschen“. In jener Zeit entstand der Begriff „das elsässische Unbehagen“, das sozial, kulturell, sprachlich und religiös ausgeprägt war.[3]

Der Große Krieg in Gedichten

Martin Nagel schrieb 1917 von der Ostfront an seine Familie ein Gedicht. Darin heißt es:[3]

Wie lange solls noch dauern,
Wie lang des Todes Graus,
Das Elend in den Hütten,
Die Not in jedem Haus?
Die Not wird immer größer
Und auch der Seelen Pein.
Es jammern Väter, Mütter
Witwen und Waiselein
Es siechen hin die Greise
Gebeugt von Schmerz und Gram
Gemordet wird die Jugend,
eh´ sie zur Reife kam.

Soldatengräber – Unersetzbare Hilfen der Friedens- und der Trauerarbeit

Die meisten der knapp 9 Mio. Opfern des großen Krieges liegen heute auf Soldatenfriedhöfen in Einzel- oder zu hunderten und tausenden in Gemeinschaftsgräbern, auch Kameradengräber genannt. Der „Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V.“ (VDK) pflegt die Gräber von über 2,6 Mio. Kriegstoten des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf 832 Friedhöfen in 45 Ländern.

Es gibt auch kritische Stimmen, die ihre Aufhebung und Einebnung fordern. Man müsse die Vergangenheit auch mal ruhen lassen, so ihr gängiges Argument. Mitunter wird ihr Erhalt als Glorifizierung des Krieges dargestellt. - Was wären wir heute ohne diese Soldatenfriedhöfe?

Mit etwa 25 Jahren war ich als Soldat mit weiteren ca. 40 Kameraden für eine Woche auf dem Soldatenfriedhof von Noyers-Pont-Maugis, ca. 5 km südlich von Sedan. Dort liegen über 14.000 Tote des Ersten und 12.788 Tote des Zweiten Weltkriegs. Auf dem Gedenkstein eines Kameradengrabes steht: "In einem gemeinsamen Grabe ruhen hier 4 938 deutsche Gefallene des Ersten Weltkrieges, 4 847 blieben unbekannt!"[5] – Diese Worte verdeutlichen das Grauen dieses Krieges.

Wir hatten vor allem mit Wasser und Wurzelbürste das Moos von den Grabsteinen zu schruppen. Auf jedem Grabstein standen auf der Vorder- und Rückseite die Daten von 3 "gefallenen" Soldaten. Ich nahm mir dabei die Zeit, das Lebensalter dieser Männer auszurechnen. Die meisten waren jünger als ich. Ich erinnerte mich in mein Leben zurück, wo ich im Leben stand, als dieser hier sein Leben lassen musste. Manchmal hatte ich mich dabei bis in meine Lehrzeit zurück zu erinnern.

Ich sah so manchen Kriegs- und Anti-Kriegsfilm, aber nicht hinterließ bei mir so prägende Spuren, wie dieser Einsatz bei Sedan. Aus eigener Erfahrung kann ich daher sagen: In Friedenszeiten lehrt uns nichts so deutlich wie die Soldatenfriedhöfe, was Krieg ist. Daher erachte ich deren Erhalt und die Pflege als einen unersetzbaren Beitrag zum Erhalt des Friedens. Daher sehe ich die Tätigkeiten des Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. als Friedensarbeit.

„Deutschland hat die Toten von Sedan vergessen“ schrieb „Die Welt“ am 11.11.2013 in einer Überschrift. Wenn dies stimmt, dann sehe ich den Frieden gefährdet, denn: Unsere Groß- und Urgroßväter liegen auf diesen Soldatenfriedhöfen. Wenn wir dies vergessen, laufen wir Gefahr, dass unsere Enkel oder Urenkel das gleiche Schicksal erleiden.

Frankreich gedenkt noch heute der Gefallenen des Ersten Weltkrieges. So kenne ich eine in Südfrankreich lebende Familie, die jährlich zum 11. November in ein kleines Dorf in der Normandie fährt, weil dort mit einem Gottesdienst der „gefallenen Soldaten“ des „grande guerre“ gedacht wird. Dabei werden die Namen aller dort bestatteten Soldaten vorgelesen, auch der Name ihres Vaters, Großvaters und Urgroßvaters.

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 BNN 17.5.2014, Seite 5.
  2. BNN 15.2.14, Seite 5.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 BNN 2.8.2014, Seite 5.
  4. BNN 4.8.2014, Seite 3.
  5. http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/noyers-pont-maugis.html Zugriff am 20.8.2014.